Mehrstufige Lieferketten sind komplex und entziehen sich der direkten Kontrolle. Die Auswirkungen spezifischer Sourcing-Strategien auf den co2-Fußadruck sind intransparent. Doch Kunden, Öffentlichkeit und Gesetzgebung haben ein Interesse an Herkunft und co2-Fußabdruck von Produkten. Wie also können die Auswirkungen der Gestaltung von Lieferketten auf die co2-Bilanz anschaulich und vergleichbar gemacht werden?
Der Demonstrator stellt auf intuitive und anschauliche Weise co2 Emissionen entlang einer mehrstufigen Lieferkette dar. Dabei werden die Transporte von Teilen oder Baugruppen auf einer Karte visualisiert, die Dicke der Verbindungslinien wird durch die Menge der Emissionen bestimmt. Zusätzlich werden die numerischen Emissionswerte der einzelnen Transportrelationen in einer Tabelle aufgeführt. Verschiedene Baugruppen und ihre vorgelagerten Teile werden zur Unterscheidung farblich codiert. Durch eine Vielzahl von Filtern lässt sich das Gesamtbild nach spezifischen Transportmitteln oder einzelnen Baugruppen filtern, um detaillierte Einsichten in die komplexe Lieferkette zu gewinnen. Die Auswahl individueller Standorte zeigt alle dort ein- und ausgehenden Materialflüsse auf und liefert so weitere Informationen für eine vertiefte Analyse.
Die Auswahl verschiedener Szenarien erlaubt es, die Auswirkungen unterschiedlicher Lieferstrategien auf die co2-Bilanz rasch zu erfassen und informierte Entscheidungen zu treffen, die ökologische und ökonomische Aspekte berücksichtigen.
Funktionsweise
Für jedes darzustellende Szenario wird eine CSV-Datei erzeugt, die Start- und Zielorte der einzelnen Transporte beinhaltet sowie die enthaltenen Teile, Mengen, Gewichte, eventuell zugehörige Baugruppen, das Transportmittel und die mit dem Transport verbundenen co2-Emissionen. Letztere werden durch die Nutzung von co2-Emissionsrechnern gewonnen, die nach ISO 14083:2023 die co2-Emissionen von Transporten auf Basis der Transportstrecke, des beförderten Gewichts sowie des genutzten Transportmittels berechnen.
Die Standorte werden darüber hinaus in einer geo.json-Datei konfiguriert. Hier werden die Längen- und Breitengrade der Orte sowie der Anzeigename definiert. Zusätzlich kann eine Funktion hinterlegt werden, etwa eine Fabrik, Umschlagplatz, Vertriebszentrum oder Kunde, die dann auf der Karte farblich kodiert werden können.
Auf Basis dieser beiden Informationen, der Standorte sowie der Transportrelationen, wird der Materialfluss auf einer Leaflet-Karte mittels D3.js in Form eines Sankey-Diagramms visualisiert.
Erkenntnisse und Beschränkungen
Zur Zeit stellt der Demonstrator nur Informationen über die co2-Bilanz ausgewählter Lieferszenarien dar, Transportkosten bleiben ebenso unberücksichtigt wie Lieferzeiten. So können ökonomisch fragwürdige Strategien vorteilhaft erscheinen. Für eine informierte Entscheidung müssen also auch weitere Informationen herangezogen werden. Die Erweiterung der CSV um Informationen zu Zeiten und Kosten ist dabei grundsätzlich möglich, ebenso die Darstellung dieser Daten in der Tabelle. Eine intuitive, anschauliche Darstellung auf der Karte ist in dieser Komplexität jedoch nicht möglich.
Folgende Erkenntnisse konnten durch die Nutzung des Demonstrators gewonnen werden:
Die Wahl des Transportmittels hat den größten Einfluss auf die co2-Bilanz. Dabei schneiden Frachtschiffe und Güterzüge am vorteilhaftesten ab. Die Bilanz der Luftfracht ist in enormem Maß schlechter.
Der Einfluss von Transportstrecken und -gewichten ist deutlich geringer als die Wahl des Transportmittels. Seefracht ist geeignet, auch große Mengen über weite Distanzen zu vertretbaren Emissionen zu befördern.
Die dispositive Flexibilität von Luftfracht und LKW-Transporten wird mit immensen Emissionswerten erkauft, eine Abwägung finanzieller, terminlicher und ökologischer Ziele ist dringend erforderlich. Der gezeigte Demonstrator kann dabei unterstützen, die für diese Entscheidung notwendigen Erkenntnisse verständlich zu gewinnen.